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Blick vom Motorboot aus während der Trockenzeit im Pantanal

Zwischen Schutz und Ausschluss – das neue Fischereigesetz in Mato Grosso

Im letzten Blogbeitrag haben wir darüber berichtet, dass Jaguare vermehrt in Stadtnähe gesichtet werden – unter anderem dank neuer Fischereiregelungen, die die menschliche Aktivität auf dem Rio Paraguai eingeschränkt haben. In diesem Beitrag wollen wir uns genauer ansehen, was hinter dem neuen Gesetz steckt, warum es beschlossen wurde – und warum es in der Region so stark umstritten ist.

Seit Anfang 2024 ist in ganz Mato Grosso die kommerzielle Fischerei auf allen Flüssen untersagt. Auch der Transport von gefangenem Fisch ist streng verboten – selbst in minimalen Mengen. Für viele klingt das zunächst wie ein sinnvoller Schritt zum Schutz der Natur. Schließlich sind die Fischbestände in einigen Flusssystemen in den letzten Jahren nachweislich zurückgegangen.

Doch das Gesetz ist nicht unumstritten. Es wurde sehr pauschal und flächendeckend eingeführt – ohne Rücksicht auf regionale Unterschiede. Mato Grosso ist doppelt so groß wie Deutschland und beherbergt dutzende großer Flüsse mit ganz unterschiedlichen Ökosystemen. Kritiker bemängeln, dass man differenzierter hätte vorgehen müssen: Während einige Flüsse tatsächlich überfischt sind, sind in anderen Regionen die Fischbestände stabil – oder sogar gesund.

Ein weiterer Kritikpunkt betrifft die Ursachenanalyse. Einige Biologen und lokale Forscher sehen den Hauptgrund für den Rückgang mancher Fischarten nicht in der traditionellen Fischerei, sondern im Bau großer Wasserkraftwerke und Staudämme. Diese hätten die natürlichen Wanderwege der Fische blockiert und die Flüsse ökologisch stark verändert – ein Problem, das das neue Gesetz gar nicht adressiert.

Besonders betroffen sind traditionelle Flussbewohner – die sogenannten ribeirinhos, pantaneiros und andere Gemeinschaften, die gerade im Pantanal seit Generationen vom Fischfang leben. Zwar gibt es theoretisch Sondergenehmigungen für den Eigenbedarf – doch die Praxis sieht oft anders aus: Viele dieser Menschen sind mit bürokratischen Prozessen nicht vertraut, manche sind sogar Analphabeten. Sie kennen ihre Rechte nicht, oder scheitern an der Beantragung. Solche Sonderregelungen bleiben dadurch oft wirkungslos – ein bekanntes Problem in Brasilien, das auch andere Bevölkerungsgruppen betrifft, etwa oft auch Kleinbauern.

Dabei setzen sich viele der betroffenen Gemeinschaften selbst für den Erhalt ihrer Flüsse ein. Sie leben in enger Verbindung mit dem Ökosystem und wissen, dass ihre Existenz vom Gleichgewicht der Natur abhängt. Werden sie aus dem Flusssystem verdrängt, fehlt oft auch die soziale Kontrolle und das alltägliche Engagement für den Schutz dieser sensiblen Lebensräume. Das wiederum kann langfristig Brände, Umweltverbrechen oder illegale Großprojekte begünstigen.

Was bleibt, ist ein komplexes Bild: Ein Gesetz, das kurzfristig positive Effekte auf die Tierwelt – darunter auch Jaguare – hat, das aber langfristig soziale Spannungen verschärfen und Schutzmechanismen schwächen könnte. Für uns im Ökotourismus ist das neue Gesetz ambivalent. Einerseits profitieren wir kurzfristig: Die Ruhe auf den Flüssen und der Rückgang der menschlichen Aktivität ermöglichen außergewöhnliche Naturbeobachtungen. Andererseits fragen wir uns, ob eine Verdrängung der traditionellen Pantanalbewohner dem Ökosystem wirklich dient.

Wir werden das Thema weiter beobachten – und hoffen, dass Naturschutz und soziale Gerechtigkeit künftig stärker zusammen gedacht werden.

Sandro Heusinger

24.07.2025

Blick vom Motorboot aus während der Trockenzeit im Pantanal

Zwischen Schutz und Ausschluss – das neue Fischereigesetz in Mato Grosso

Im letzten Blogbeitrag haben wir darüber berichtet, dass Jaguare vermehrt in Stadtnähe gesichtet werden – unter anderem dank neuer Fischereiregelungen, die die menschliche Aktivität auf dem Rio Paraguai eingeschränkt haben. In diesem Beitrag wollen wir uns genauer ansehen, was hinter dem neuen Gesetz steckt, warum es beschlossen wurde – und warum es in der Region so stark umstritten ist.

Seit Anfang 2024 ist in ganz Mato Grosso die kommerzielle Fischerei auf allen Flüssen untersagt. Auch der Transport von gefangenem Fisch ist streng verboten – selbst in minimalen Mengen. Für viele klingt das zunächst wie ein sinnvoller Schritt zum Schutz der Natur. Schließlich sind die Fischbestände in einigen Flusssystemen in den letzten Jahren nachweislich zurückgegangen.

Doch das Gesetz ist nicht unumstritten. Es wurde sehr pauschal und flächendeckend eingeführt – ohne Rücksicht auf regionale Unterschiede. Mato Grosso ist doppelt so groß wie Deutschland und beherbergt dutzende großer Flüsse mit ganz unterschiedlichen Ökosystemen. Kritiker bemängeln, dass man differenzierter hätte vorgehen müssen: Während einige Flüsse tatsächlich überfischt sind, sind in anderen Regionen die Fischbestände stabil – oder sogar gesund.

Ein weiterer Kritikpunkt betrifft die Ursachenanalyse. Einige Biologen und lokale Forscher sehen den Hauptgrund für den Rückgang mancher Fischarten nicht in der traditionellen Fischerei, sondern im Bau großer Wasserkraftwerke und Staudämme. Diese hätten die natürlichen Wanderwege der Fische blockiert und die Flüsse ökologisch stark verändert – ein Problem, das das neue Gesetz gar nicht adressiert.

Besonders betroffen sind traditionelle Flussbewohner – die sogenannten ribeirinhos, pantaneiros und andere Gemeinschaften, die gerade im Pantanal seit Generationen vom Fischfang leben. Zwar gibt es theoretisch Sondergenehmigungen für den Eigenbedarf – doch die Praxis sieht oft anders aus: Viele dieser Menschen sind mit bürokratischen Prozessen nicht vertraut, manche sind sogar Analphabeten. Sie kennen ihre Rechte nicht, oder scheitern an der Beantragung. Solche Sonderregelungen bleiben dadurch oft wirkungslos – ein bekanntes Problem in Brasilien, das auch andere Bevölkerungsgruppen betrifft, etwa oft auch Kleinbauern.

Dabei setzen sich viele der betroffenen Gemeinschaften selbst für den Erhalt ihrer Flüsse ein. Sie leben in enger Verbindung mit dem Ökosystem und wissen, dass ihre Existenz vom Gleichgewicht der Natur abhängt. Werden sie aus dem Flusssystem verdrängt, fehlt oft auch die soziale Kontrolle und das alltägliche Engagement für den Schutz dieser sensiblen Lebensräume. Das wiederum kann langfristig Brände, Umweltverbrechen oder illegale Großprojekte begünstigen.

Was bleibt, ist ein komplexes Bild: Ein Gesetz, das kurzfristig positive Effekte auf die Tierwelt – darunter auch Jaguare – hat, das aber langfristig soziale Spannungen verschärfen und Schutzmechanismen schwächen könnte. Für uns im Ökotourismus ist das neue Gesetz ambivalent. Einerseits profitieren wir kurzfristig: Die Ruhe auf den Flüssen und der Rückgang der menschlichen Aktivität ermöglichen außergewöhnliche Naturbeobachtungen. Andererseits fragen wir uns, ob eine Verdrängung der traditionellen Pantanalbewohner dem Ökosystem wirklich dient.

Wir werden das Thema weiter beobachten – und hoffen, dass Naturschutz und soziale Gerechtigkeit künftig stärker zusammen gedacht werden.

Sandro Heusinger

24.07.2025

Blick vom Motorboot aus während der Trockenzeit im Pantanal

Zwischen Schutz und Ausschluss – das neue Fischereigesetz in Mato Grosso

Im letzten Blogbeitrag haben wir darüber berichtet, dass Jaguare vermehrt in Stadtnähe gesichtet werden – unter anderem dank neuer Fischereiregelungen, die die menschliche Aktivität auf dem Rio Paraguai eingeschränkt haben. In diesem Beitrag wollen wir uns genauer ansehen, was hinter dem neuen Gesetz steckt, warum es beschlossen wurde – und warum es in der Region so stark umstritten ist.

Seit Anfang 2024 ist in ganz Mato Grosso die kommerzielle Fischerei auf allen Flüssen untersagt. Auch der Transport von gefangenem Fisch ist streng verboten – selbst in minimalen Mengen. Für viele klingt das zunächst wie ein sinnvoller Schritt zum Schutz der Natur. Schließlich sind die Fischbestände in einigen Flusssystemen in den letzten Jahren nachweislich zurückgegangen.

Doch das Gesetz ist nicht unumstritten. Es wurde sehr pauschal und flächendeckend eingeführt – ohne Rücksicht auf regionale Unterschiede. Mato Grosso ist doppelt so groß wie Deutschland und beherbergt dutzende großer Flüsse mit ganz unterschiedlichen Ökosystemen. Kritiker bemängeln, dass man differenzierter hätte vorgehen müssen: Während einige Flüsse tatsächlich überfischt sind, sind in anderen Regionen die Fischbestände stabil – oder sogar gesund.

Ein weiterer Kritikpunkt betrifft die Ursachenanalyse. Einige Biologen und lokale Forscher sehen den Hauptgrund für den Rückgang mancher Fischarten nicht in der traditionellen Fischerei, sondern im Bau großer Wasserkraftwerke und Staudämme. Diese hätten die natürlichen Wanderwege der Fische blockiert und die Flüsse ökologisch stark verändert – ein Problem, das das neue Gesetz gar nicht adressiert.

Besonders betroffen sind traditionelle Flussbewohner – die sogenannten ribeirinhos, pantaneiros und andere Gemeinschaften, die gerade im Pantanal seit Generationen vom Fischfang leben. Zwar gibt es theoretisch Sondergenehmigungen für den Eigenbedarf – doch die Praxis sieht oft anders aus: Viele dieser Menschen sind mit bürokratischen Prozessen nicht vertraut, manche sind sogar Analphabeten. Sie kennen ihre Rechte nicht, oder scheitern an der Beantragung. Solche Sonderregelungen bleiben dadurch oft wirkungslos – ein bekanntes Problem in Brasilien, das auch andere Bevölkerungsgruppen betrifft, etwa oft auch Kleinbauern.

Dabei setzen sich viele der betroffenen Gemeinschaften selbst für den Erhalt ihrer Flüsse ein. Sie leben in enger Verbindung mit dem Ökosystem und wissen, dass ihre Existenz vom Gleichgewicht der Natur abhängt. Werden sie aus dem Flusssystem verdrängt, fehlt oft auch die soziale Kontrolle und das alltägliche Engagement für den Schutz dieser sensiblen Lebensräume. Das wiederum kann langfristig Brände, Umweltverbrechen oder illegale Großprojekte begünstigen.

Was bleibt, ist ein komplexes Bild: Ein Gesetz, das kurzfristig positive Effekte auf die Tierwelt – darunter auch Jaguare – hat, das aber langfristig soziale Spannungen verschärfen und Schutzmechanismen schwächen könnte. Für uns im Ökotourismus ist das neue Gesetz ambivalent. Einerseits profitieren wir kurzfristig: Die Ruhe auf den Flüssen und der Rückgang der menschlichen Aktivität ermöglichen außergewöhnliche Naturbeobachtungen. Andererseits fragen wir uns, ob eine Verdrängung der traditionellen Pantanalbewohner dem Ökosystem wirklich dient.

Wir werden das Thema weiter beobachten – und hoffen, dass Naturschutz und soziale Gerechtigkeit künftig stärker zusammen gedacht werden.

Sandro Heusinger

24.07.2025

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