
Pionierarbeit im West-Pantanal – Warum es nicht die Nachfrage ist, die uns herausfordert
Das Pantanal ist unter Naturliebhabern und Tierfotografen weltweit längst kein Geheimtipp mehr – zumindest nicht unter denen, die sich für Tierbeobachtung auf hohem Niveau interessieren. Denn obwohl das Pantanal im globalen Mainstream-Tourismus kaum Erwähnung findet, gilt es im Ökotourismus als eines der bedeutendsten Ziele überhaupt. Und das zurecht: Es ist der beste Ort der Welt, um Jaguare in freier Wildbahn zu beobachten – außerhalb Afrikas gibt es für Tier-Safaris kaum vergleichbare Reiseziele.
Jährlich reisen zwischen 150.000 und 200.000 Menschen ins Pantanal, davon ungefähr die Hälfte ins Nord-Pantanal, die andere ins Süd-Pantanal. Geografisch liegen wir mit unserem Projekt im Westen des Pantanals, doch aufgrund der Anreise und Infrastruktur zählen wir faktisch zum Nord-Pantanal. Und genau dort spielt sich das Ökotourismus-Geschehen fast ausschließlich entlang der berühmten Transpantaneira ab. Allein in Porto Jofre, dem Hotspot der Jaguar-Safaris, drängen sich in der Hochsaison teils 40 bis 50 Boote gleichzeitig an einer einzigen Jaguarsichtung. Die Preise sind hoch, die Erlebnisse teils standardisiert. Das Bild dieses Blogbeitrags wurde eben in Poto Jofre aufgenommen.
Unsere Vision ist daraus entstanden, eine Alternative zu schaffen: ein authentisches, exklusives Naturerlebnis abseits des Massentourismus – aber mit denselben Chancen auf erstklassige Tierbeobachtungen. Und tatsächlich: Die Nachfrage dafür ist da. Besonders Agenturen und erfahrene Reiseveranstalter, die das Pantanal kennen, sind auf der Suche nach neuen, ruhigeren Regionen für ihre Kunden. Viele haben erkannt, dass der Hotspot Porto Jofre an seine Belastungsgrenze gestoßen ist und haben dementsprechend extrem positiv auf uns reagiert.
Die größte Herausforderung liegt nicht auf der Nachfrageseite. Ehrlich gesagt haben wir genau dort ursprünglich mit den meisten Hürden gerechnet. Doch überraschenderweise zeigt sich: Die größere Herausforderung liegt auf der Angebotsseite – hier vor Ort.
Während wir schnell hervorragende Bootführer, Fischer und Guides finden konnten, die unsere Vision teilen, ist es gerade im Bereich Unterkünfte sehr schwierig, kooperationsbereite Partner zu finden. Viele Betriebe entlang des Rio Paraguai konzentrieren sich ausschließlich auf den Angeltourismus – ein Bereich, der aufwendig, oft weniger profitabel und für die Betreiber mitunter deutlich stressiger ist. Und was wir immer wieder feststellen: Angeltourismus und Ökotourismus sind in der Praxis oft nicht miteinander kompatibel. Die beiden Konzepte widersprechen sich in Ablauf, Anforderungen und Zielgruppe – was die Zusammenarbeit zusätzlich erschwert. In der Realität arbeiten diese beiden Tourismusformen teilweise gegeneinander.
Die Idee, mit uns neue Zielgruppen zu erschließen, trifft deshalb häufig auf Zurückhaltung, Unwissenheit oder schlicht Desinteresse.
Auch von öffentlicher Seite fehlt das Verständnis dafür, welch enormes Potenzial der Naturtourismus im Pantanal für die Region haben könnte: für den Umweltschutz, für den Erhalt und die Sichtbarkeit der lokalen Kultur und nicht zuletzt als wirtschaftliche Perspektive für viele Menschen vor Ort.
Wir haben mit vielem gerechnet – aber nicht damit, dass die Überzeugungsarbeit vor Ort unsere größte Baustelle sein würde. Doch genau dieser Herausforderung stellen wir uns. Und mit jeder Reisegruppe, jedem Foto, jedem Gespräch wachsen hier vor Ort das Verständnis und die Neugier auf das, was möglich ist.
2025 ist für uns das Jahr, in dem wir den Samen pflanzen. Nicht nur im Sinne von konkreter Infrastruktur oder ersten operativen Schritten – sondern vor allem in den Köpfen der Menschen hier vor Ort. Jede gelungene Tour, jeder interessierte Partner, jede Rückmeldung unserer Gäste ist Teil eines langfristigen Wandels.
Wir sind dankbar für die Unterstützung unserer wundervollen Gäste und Partner – und blicken voller Zuversicht auf die kommende Saison. 2026 könnte das Jahr sein, in dem sich unsere Idee durchsetzt und im West-Pantanal neue Wege im Ökotourismus entstehen.
Bleib also gespannt und begleite uns auf diesem Weg ;-)
01.08.2025
Sandro Heusinger
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